Seit der Zulassung im Jahr 2021 hat die Tiermedizin mit der Einführung monoklonaler Antikörper wie Librela® und Solensia® neue Wege beschritten, um chronische Schmerzen durch Arthrose bei Haustieren zu lindern. Doch während viele Tierbesitzer auf eine spürbare Erleichterung für ihre geliebten Vierbeiner hoffen, gibt es ebenso viele Fragen und Unsicherheiten rund um diese neuen Medikamente.
In diesem Beitrag möchte ich Ihnen helfen, eine gut informierte Entscheidung für Ihr Haustier zu treffen. Wir betrachten die Funktionsweise von Librela (Solensia ist die Variante für Katzen), die Risiken sowie mögliche Alternativen. So können Sie abwägen, ob dieses neuartige Medikament der richtige Weg für Ihr Tier ist.
Librela® gehört zur Arzneimittel-Klasse der Biologika und ist ein monoklonaler Antikörper, der speziell für Hunde entwickelt wurde, um die Schmerzen zu lindern, die durch Arthrose verursacht werden. „Biologika“ bedeutet NICHT, dass es ein naturheilkundliches oder gar natürlich entstandenes Medikament ist. Monoklonale Antikörper (mAbs) sind Produkte der modernen Medizintechnik. Sie werden bereits seit Jahrzehnten in der Humanmedizin eingesetzt, vor allem in der Behandlung von Krebs, Entzündungen und Autoimmunerkrankungen. Allerdings gibt es bisher kein vergleichbares Medikament gegen Arthrose-Schmerzen für Menschen.
Der Wirkmechanismus von Librela® basiert auf der Blockade eines bestimmten Proteins, des Nervenwachstumsfaktors (NGF). NGF ist ein zentraler Botenstoff in der Schmerzsignalübertragung und spielt eine wichtige Rolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzen. Indem Librela® NGF bindet, kann NGF seine Wirkung nicht entfalten und die Weiterleitung von Schmerzreizen wird verhindert. Das Gehirn nimmt den Schmerz weniger stark oder gar nicht mehr wahr. Die Schmerzen werden also gelindert, aber die Ursache, also die Arthrose im erkrankten Gelenk, wird nicht therapiert.
Librela® wird alle 30 Tage als Injektion verabreicht. Die Wirkung erreicht nach etwa neun Tagen ihren Peak, flacht über den Monat hinweg ab und lässt kurz vor der nächsten Dosis spürbar nach, sodass erneut eine Injektion nötig wird. Diese kontinuierliche Behandlung ist langfristig angelegt – oft bis zum Lebensende des Tieres. Wichtig zu wissen ist, dass Librela® im Körper akkumuliert. Nach 30 Tagen ist die Substanz nicht komplett aus dem Körper verschwunden. Das heißt, die einzelnen Dosen summieren sich mit der Zeit, und es gibt keine Möglichkeit, das Medikament gezielt aus dem Körper – etwa mit Hilfe eines Gegenmittels - zu entfernen. Die langfristigen Auswirkungen dieser Ansammlung sind noch nicht vollständig erforscht.
Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?
Wie bei jedem Medikament kann auch Librela® Nebenwirkungen hervorrufen. Leider gibt es zahlreiche Berichte von Tierbesitzern in den Sozialen Netzwerken, die bestürzt massive Krankheitszeichen Ihres Hundes oder ihrer Katze nach der Verabreichung einer solchen Spritze berichten. Der Nervenwachstumsfaktor NGF, der durch Librela® blockiert wird, ist nicht nur an der Schmerzsignalübertragung beteiligt, sondern spielt auch eine zentrale Rolle bei der Erhaltung des Immunsystems, der Wundheilung, der Zellregeneration und sogar bei der Produktion von roten Blutkörperchen. Wird NGF blockiert, kann dies zu vielfältigen gesundheitlichen Problemen führen.
Der Hersteller Zoetis nennt im Juli 2024 in der kanadischen Packungsbeilage des Medikaments Librela folgende Nebenwirkungen:
Schwerwiegendere Effekte können eine Schwächung des Immunsystems mit erhöhter Infektanfälligkeit, Organschäden (z.B. an Leber oder Nieren) und hormonelle Ungleichgewichte sein. Besonders bedenklich sind mögliche Auswirkungen auf die Wundheilung und die Langzeitfolgen, die bislang nicht umfassend erforscht sind. Auch berichten einige Tierbesitzer von Wesensveränderungen ihrer Tiere, wie Ängstlichkeit oder Unruhe. Auch Allergische Reaktionen sind denkbar: Der Librela-Wirkstoff bildet anscheinend mit den NGF-Molekülen im Blut und im Gewebe große komplexe Moleküle, die das Immunsystem als Erreger oder toxische Substanz ansehen könnte. Eine Immunreaktion könnte die Ausprägung einer Allergie oder einer Autoimmunreaktion haben.
Ich persönlich finde das Risiko neurologischer Störungen besonders beunruhigend. Denn es gibt zahlreiche Berichte von Besitzern behandelter Tiere über Ängstlichkeit, Lethargie, Agitiertheit, Schlaflosigkeit, Zittern und vieles mehr. Da NGF im Nervensystem von zentraler Bedeutung ist, kann es zu neurologischen Symptomen wie Lähmungen, Krämpfen oder Koordinationsstörungen kommen. Das wird von Zoetis im Beipackzettel ja auch genannt.
Ein Mangel an NGF wird in der aktuellen Forschung auch in Zusammenhang gebracht mit Demenz; beim Menschen auch mit Alzheimer und Parkinson. Wir wissen längst, dass auch Hunde und Katzen an Demenz erkranken. Unbekannt ist, ob und wenn ja, inwieweit Librela die Entwicklung einer Demenz begünstigt.
Ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung von neurologischen Nebenwirkungen ist der Patient und sein individueller NGF-Status. Die moderne Gehirnforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Viele Mechanismen im Gehirn werden eher vermutet, als dass man neurologische Prozesse wirklich beweisen kann. Hinzu kommt die sogenannte „Plastizität des Gehirns“. Sie besagt, dass jedes Gehirn einzigartig durch die ganz individuelle Produktion von Neurotransmittern, Neuro-Hormonen etc gesteuert wird. NGF ist ein wichtiger Teil dieser Prozesse. Man kann nicht vorhersagen, wie sich eine NGF-Blockade durch Librela bei dem einzelnen Patienten auswirken wird.
Das weiß keiner! Es gibt eine auf Zahlen von Zoetis basierende Statistik: Demzufolge zeigen bei Librela 1 von 110 Patienten oder 1 von 500 Patienten Nebenwirkungen. Je nachdem, wie man die vorliegenden Zahlen interpretiert. Solensia hat demnach eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine von 300 Katzen erkrankt an Nebenwirkungen – wie gesagt – vermutlich! Bei Katzen gibt es weitere erschwerende Bedingungen: Für die meisten Katzen bedeutet ein Tierarzt-Besuch alle 30 Tage unglaublich viel Stress und jede Injektion birgt das für Katzen spezifische Risiko, dass sich an der Einstichstelle ein Sarkom entwickelt, also ein bösartiger Tumor.
Vollkommen unbekannt ist das Risiko von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Langzeiteffekte der Anwendung. Denn Librela akkumuliert im Körper.
Laut Hersteller baut sich eine Spritze im Körper langsamer ab als neue Spritzen verabreicht werden. Jede Spritze benötigt 60 bis 80 Tage für den Abbau. Wissenschaftler haben in einer Datenbank auf Basis der Zahlen von Zoetis einen Online-Rechner installiert, der die sog. Halbzeit von Librela berechnet. Mehr Infos dazu gibt es hier: https://librela.d8abased.com
Aufgrund von umfangreichem Zahlenmaterial gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Halbzeit von Librela bei 110 bis 150 Tage liegt. Wird alle 30 Tage eine Dosis Librela gespritzt, kumulieren die einzelnen Dosen im Körper und die Abbauzeit verlängert sich. Ein Beispiel: Angenommen am 14.07.2024 wurde die erste Spritze verabreicht, alle 30 Tage erneut, bis zur 4. und letzten Spritze am 10.10.2024. Dann werden sich laut dieses Rechners die Spritzen erst im Mai 2025 abgebaut haben.
Im Falle von Nebenwirkungen gibt es kein Gegenmittel, das die Wirkung von Librela aufhebt. Es bleibt dann nur die Behandlung der jeweiligen Krankheitssymptome und zu hoffen, dass das ausreicht bis Librela abgebaut ist. Es ist möglich, allerdings ohne Garantie, dass die Nebenwirkungen nach Abbau des Wirkstoffs enden.
Es gibt viele Berichte von sehr erleichterten Besitzern, die schildern, dass ihr Hund oder ihre Katze offenbar weniger Schmerzen haben. Genauso gibt es erschütternde Berichte von Besitzern, die in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang einen völligen Zusammenbruch ihres Tieres schildern - sogar bis zum Tod.
Gegenwärtig kann niemand mit Sicherheit sagen, dass diese Erkrankungen unmittelbare Folge von der Gabe dieser Medikamente sind. Jedes Medikament, auch eine naturheilkundliche Substanz kann schlimme Nebenwirkungen erzeugen.
Ich persönlich habe für mich entschieden, dass Librela nur in Frage kommt, wenn jede umsetzbare Alternative ausgeschöpft wurde, um meinem Hund die Arthrose Schmerzen zu nehmen und diese Mittel zu keinem Erfolg führen.
Es gibt Hinweise, dass die Wirksamkeit von Librela/Solensia stark vom Körpergewicht des Patienten abhängig ist. Übergewichtige Tiere zeigen wohl keine so deutliche Linderung der Schmerzen wie schlanke Tiere. Ihr Tier sollte bei einer Anwendung also schlank sein! Das sollten Arthrose-Kranke aber immer sein, da wenig Körpergewicht weniger Schmerzen erzeugt.
Bedenken Sie bitte, dass Ihr Hund bzw Ihre Katze weiterhin kranke Gelenke hat. Auch wenn Librela Schmerzen lindert, fördern Sie antientzündliche Prozesse in den Gelenken mit z.B. Grünlippmuschel, MSM etc. Setzen Sie Physiotherapie und Osteopathie fort, begrenzen Sie die Aktivität Ihres Tieres auf gelenkschonende Bewegung.
Stellen Sie sicher, dass Ihr Hund oder Ihre Katze tatsächlich Schmerzen aufgrund einer Arthrose hat. Wissenschaftliche Quellen schreiben, dass der monoklonale Antikörper nur diese Schmerzen lindern kann. Hat Ihr Hund also einen Bandscheibenvorfall oder ein Cauda equina Syndrom handelt es sich um neurologische Schmerzen. Das ist nicht im Anwendungsbereich von Librela.
Wenn Sie entschieden haben, dass Ihr Hund / Ihre Katze Librela erhalten soll, machen Sie vorher idealerweise gemeinsam mit Ihrem Tierarzt einen Gesundheitscheck (Allgemeinbefinden, Gesundheit von Haut, Fell, Augen, Gehör etc.) und prüfen Sie die mentalen Fähigkeiten. Es gibt online Fragenbögen, mit denen man ermitteln kann, ob ein Tier Anzeichen von Demenz zeigt. Machen Sie kleine Filme, wie Ihr Hund / Ihre Katze läuft, schläft und mit welchem Appetit Ihr Tier Futter aufnimmt. Wenn Sie mit dieser Gesundheitsbeurteilung auf sich gestellt sind, wenden Sie sich an eine Tierheilpraktikerin.
Wenn Sie feststellen, dass sich mit der Anwendung von Librela Krankheitszeichen einstellen, weisen Sie Ihren Tierarzt darauf hin. Fordern Sie ihn auf, eine offizielle Meldung über beobachtete Nebenwirkungen zu machen. Macht er es nicht, machen Sie es selbst! Aktuell werden weniger als 5% aller beobachteten Nebenwirkungen offiziell gemeldet. Helfen Sie mit, dass Medikamente für unsere Tiere sicherer werden. Die zuständige Meldestelle für Nebenwirkungen ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Wenn Sie körperliche oder psychische Nebenwirkungen beobachten, wenden Sie sich an eine erfahrene Tierheilpraktikerin. Es besteht eine reelle Chance je nach Erkrankung mit natürlichen Substanzen die Nebenwirkungen zu lindern. Wenn keine Alternative zu Librela mehr bleibt, kann die Ergänzung mit Naturheilkunde und ganzheitlicher Therapie zu einer guten Lebensqualität verhelfen.
Wenn Sie mehr erfahren wollen über die Wirkweise, berichteten Nebenwirkungen und auch die wissenschaftliche Aufarbeitung nachlesen wollen, ist die Internetseite petadvocare.com für Sie eine gute Quelle. Über zahlreiche Links erhalten Sie weitere Informationen, z.B. auch von Dr. Michael Farrell, der in seinem Youtube-Kanal differenziert über Librela informiert. Es gibt eine Reihe von Gruppen bei Facebook, in denen Besitzer über ihre Erfahrungen berichten. Natürlich sind diese Schilderungen nicht repräsentativ oder beweisend. Viele Besitzer recherchieren intensiv und veröffentlichen dort Verlinkungen zu wissenschaftlichen Quellen, man findet dort auch nationale Beipackzettel zu Librela von Zoetis, Berichte über die Kommunikation mit Aufsichtsbehörden etc.
Bevor Sie sich für Librela® entscheiden, sollten Sie alle verfügbaren naturheilkundlichen, ganzheitlichen Alternativen anwenden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Schmerzen von Haustieren mit Arthrose zu lindern.
Ein ganzheitlicher Ansatz, der mehrere Therapien kombiniert, kann sehr gute Erfolge erzielen.
Die Entscheidung, ob Sie Librela®/Solensia® für Ihr Haustier verwenden möchten, ist keine einfache. Zwar bietet das Medikament vielen Tieren mit Arthrose eine deutliche Schmerzlinderung, doch die potenziellen Nebenwirkungen dürfen nicht unterschätzt werden. Nebenwirkungen wie Immunsystemschwäche, Organprobleme oder neurologische Störungen sind Risiken, die bedacht werden müssen. Es ist wichtig, eine ganzheitliche Perspektive einzunehmen und auch Alternativen wie Physiotherapie, pflanzliche Mittel oder Ernährungsanpassungen in Erwägung zu ziehen. Am Ende sollte die Wahl gut abgewogen und individuell an das Tier angepasst sein. Ich unterstütze Sie gerne, vereinbaren Sie einen Termin unter
Hinweis:
Die in diesem Blog veröffentlichten Artikel dienen der allgemeinen Information über ein Gesundheitsthema, nicht der Beratung im Falle individueller Anliegen. Diese Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen keine geeignete Grundlage für Selbstdiagnosen dar. Bei gesundheitlichen Beschwerden Ihres Tieres wenden Sie sich an Ihren Tierheilpraktiker oder Tierarzt.